anwenderreportage

LVD EFL: Exakt und „Easy“ in Form gebracht

Um den Qualitätsstandard ihrer Produkte langfristig sicherzustellen, setzen die Schalungstechniker Doka auf eine hohe Fertigungstiefe und ausgeklügelte Produktionsverfahren. Bei der Suche nach einer hochpräzisen, Industrie 4.0-fähigen Abkantpresse für die Unit Metallprodukte erwies sich beispielsweise das EFL-Winkelmesssystem der von Schachermayer gelieferten LVD-Maschine als Zünglein an der Waage: In Verbindung mit der intelligenten Datenbank der Programmiersoftware Cadman-B sorgte diese Technologie nämlich gleich bei den ersten Abkant-Versuchsreihen für überzeugende Biegeergebnisse. Von Sandra Winter, x-technik

Ende Oktober 2018 hielt am Doka-Produktionsstandort Amstetten erstmals eine LVD-Abkantpresse Einzug. Die Wahl fiel auf eine PPEB-EFL mit 170 Tonnen Presskraft und bis zu drei Meter Abkantlänge. (Bilder x-technik)

Ende Oktober 2018 hielt am Doka-Produktionsstandort Amstetten erstmals eine LVD-Abkantpresse Einzug. Die Wahl fiel auf eine PPEB-EFL mit 170 Tonnen Presskraft und bis zu drei Meter Abkantlänge. (Bilder x-technik)

Shortcut

Aufgabenstellung: Zukunftsfähiger Ersatz für eine in die Jahre gekommene Abkantpresse.

Lösung: Schachermayer lieferte eine LVD-Biegemaschine mit 170 Tonnen Presskraft, bis zu drei Meter Abkantlänge und mit Easy-Form® Winkelmesssystem.

Vorteile: Die automatische Winkelüberwachung bzw. -korrektur in Echtzeit, die anwenderfreundliche 19“ Touch-B-Steuerung, Cadman-B-Software zur Offline-Programmierung und als Simulationstool, Cadman-Job für Industrie 4.0-Readiness und die Anbindung ans ERP-System.

Bei Doka, einem der weltweit führenden Unternehmen in der Entwicklung, Herstellung und im Vertrieb von Schalungstechnik, werden die produktionstechnischen Weichen seit einiger Zeit konsequent auf Industrie 4.0 gestellt. Bis spätestens 2022 soll am Standort Amstetten die Vision einer durchgängig vernetzten „Future Factory“ umgesetzt sein, wie Helmut Liendl, Produktionstechniker in der Abteilung Metallprodukte der Doka Production Unit Amstetten, verrät. Mit dieser strategischen Ausrichtung gehen zahlreiche Investitionen in moderne Hard- und Software einher. Da die bisherige Abkantpresse – ein 1999er-Modell – zum alten Eisen gehörte, sahen sich Helmut Liendl und seine Kollegen im letzten Jahr nach einer Nachfolgerin um, die dem neuesten Stand der Technik entspricht.

Ursprünglich waren mehrere Anbieter im Rennen, drei davon schafften es in die praktische Endausscheidung – darunter die Firma Schachermayer, die mit einer vollhydraulischen 170/3050-2600 CNC-Gesenkbiegepresse der Easy-Form®/PPEB-Serie von LVD zu punkten versuchte. „Bei uns in der Blech-Stanz-/Biegeteilefertigung gilt es unterschiedlichste Produkte für unsere Schalungselemente herzustellen. Auf der Abkantpresse selbst werden sowohl 20 Millimeter kleine als auch bis zu drei Meter lange Teile mit Blechdicken zwischen zwei und zehn Millimetern in die gewünschte Form gebogen. Wir versorgen u. a. unsere Frami- bzw. Framax-Rahmenschalungslinien mit passgenauen Erzeugnissen“, beschreibt der Mitarbeiter aus der Production Unit Amstetten die vorhandenen Rahmenbedingungen.

Überzeugende Biegeergebnisse: Bei den ersten Versuchsreihen auf einer LVD-Abkantpresse wurde von den Doka-Mitarbeitern mit Winkelmesser und Stoppuhr kontrolliert, ob die Biegewinkel passen und die versprochenen Biegezeiten eingehalten werden.

Überzeugende Biegeergebnisse: Bei den ersten Versuchsreihen auf einer LVD-Abkantpresse wurde von den Doka-Mitarbeitern mit Winkelmesser und Stoppuhr kontrolliert, ob die Biegewinkel passen und die versprochenen Biegezeiten eingehalten werden.

Helmut Liendl
Produktionstechniker bei der Production Unit Amstetten

„Uns war es wichtig, dass wir auf der neuen Abkantpresse vom Fleck weg Gutteile produzieren. Die Offline-Programmierung und diese spezielle Biegewinkelüberwachungslösung der Firma LVD unterstützen uns optimal bei diesem Vorhaben. Alles, was vorab versprochen wurde, funktioniert auch in der Praxis!“

EFL als kleiner, aber feiner Unterschied

Die konkreten Anforderungen an die neue Biegemaschine seitens Doka lauteten: Industrie 4.0- sprich Zukunftsfähigkeit; die Möglichkeit, offline programmieren zu können, sollte gegeben sein, und was den Niederösterreichern besonders wichtig war – die Biegewinkelkontrolle. Denn bei der alten Maschine war diese zwar theoretisch vorhanden, aber mit einem gewissen Rüstaufwand verbunden. „Damals galten Tastscheiben als Maß der Dinge, um Biegewinkel zu kontrollieren und diese mussten je nach Werkstück gewechselt werden, weil sie nicht den gesamten Blechdickenbereich abdecken konnten“, beschreibt Helmut Liendl, warum diese Biegehilfe in der Vergangenheit meist ungenutzt blieb.

Mittlerweile werden zur Winkelmessung immer häufiger optische Verfahren eingesetzt. Trotzdem gibt es nach wie vor kleine, aber feine Unterschiede bei der konkreten Herangehensweise an dieses Thema. LVD beispielsweise setzt auf das adaptive Biegesystem Easy-Form® Laser (EFL), um perfekte Biegeergebnisse sicherzustellen. Die Besonderheit des EFL liegt darin, dass V-Matrizen anstelle des Blechs als Referenzpunkt verwendet werden. „Beim adaptiven Biegen wird der Winkel eines Teils in Echtzeit gemessen und korrigiert. Zu diesem Zwecke sind bei unserem Winkelmesssystem zwei Laserscanner unterhalb der Montagefläche der Matrizen am Pressentisch montiert. Einer befindet sich an der Vorder- und einer an der Rückseite. Die beiden ermitteln den Winkel zwischen Matrize und Werkstück, wobei bis zu 100 Messungen pro Sekunde erfolgen können“, erklärt Konrad Graf, der bei der Firma Schachermayer für den Bereich Metallbearbeitungsmaschinen im Außendienst tätig ist.

Manuelle Nachkontrolle: Obwohl auf die automatische Winkelkorrektur des Easy-Form® Lasersystems Verlass ist, wird sicherheitshalber manchmal auch händisch nachgemessen.

Manuelle Nachkontrolle: Obwohl auf die automatische Winkelkorrektur des Easy-Form® Lasersystems Verlass ist, wird sicherheitshalber manchmal auch händisch nachgemessen.

Konrad Graf
Außendienstmitarbeiter bei der Firma Schachermayer

„Die beiden Laserscanner des EFL-Winkelmesssystems sind mit der Datenbank der Programmiersoftware Cadman-B verlinkt. Somit können sie ab der ersten Biegung auf die gespeicherten Rückfederungswerte zurückgreifen.“

Gezieltes Messen

Der Easy-Form® Laser kann also während des Biegeprozesses in Echtzeit messen. Dabei bedient er sich auch bereits in der LVD-Cadman Datenbank hinterlegter Rückfederungswerte der unterschiedlichen Materialien. Eine Tatsache, die laut Helmut Liendl letztendlich das Zünglein an der Waage bildete, als es um die Entscheidung für eine bestimmte Abkantpresse ging. „Man ist erheblich schneller, wenn der Rückfederungswert nicht bei jedem Werkstück neu gemessen werden muss“, freut er sich nun über ein Winkelüberwachungssystem, das sehr intelligent und gezielt agiert, ohne dabei den Biegevorgang zu verlangsamen oder gar zu stoppen.

„Bei uns bekommt es die Abkantpresse zumeist mit Stählen der Reihe S235 bzw. S355 in unterschiedlichsten Ausprägungen und nur ganz selten mit anderen Materialien zu tun. Da dient eine Datenbank mit den gesammelten, gelernten Erfahrungswerten im Hintergrund natürlich als äußerst hilfreiches Korrektiv“, ergänzt er. Eines, das die Amstettner ebenso wie die Offline-Programmierung erfolgreich dabei unterstützt, dass von Anfang an nur gute Teile produziert werden.

Arbeiten gut zusammen: v. l. Konrad Graf, Außendienstmitarbeiter bei der Firma Schachermayer, Roman Jagersberger, ein Doka-Mitarbeiter, der die LVD-Abkantpresse bedient und Helmut Liendl, Produktionstechniker bei der Production Unit Amstetten.

Arbeiten gut zusammen: v. l. Konrad Graf, Außendienstmitarbeiter bei der Firma Schachermayer, Roman Jagersberger, ein Doka-Mitarbeiter, der die LVD-Abkantpresse bedient und Helmut Liendl, Produktionstechniker bei der Production Unit Amstetten.

Gezieltes Messen: Der Easy-Form® Laser kann während des Biegeprozesses in Echtzeit messen, muss dies aber vielfach nicht – weil die Rückfederungswinkel bereits bekannter Werkstoffe bei LVD-Maschinen in der Cadman-Datenbank der Steuerung gespeichert sind.

Gezieltes Messen: Der Easy-Form® Laser kann während des Biegeprozesses in Echtzeit messen, muss dies aber vielfach nicht – weil die Rückfederungswinkel bereits bekannter Werkstoffe bei LVD-Maschinen in der Cadman-Datenbank der Steuerung gespeichert sind.

Infos zum Anwender

Doka zählt zu den weltweit führenden Unternehmen in der Entwicklung, Herstellung und im Vertrieb von Schalungstechnik für alle Bereiche am Bau. Die Zentrale des 1958 gegründeten Unternehmens befindet sich in Amstetten in Niederösterreich und gehört zu 100 % zur Umdasch Group. Das Leistungsspektrum von Doka reicht von Schalungssystemen und Komponenten für den zivilen Hochbau bis hin zu technisch anspruchsvollen und flexiblen Lösungen für den Brücken-, Tunnel-, Infrastruktur- und Hochhausbau. Darüber hinaus werden Doka Schalungssysteme für architektonisch anspruchsvolle Sichtbetonprojekte eingesetzt.

Praxistest mit Bravour bestanden

Die ersten Versuchsreihen auf der neuen Abkantpresse fanden im neuen Vorführzentrum, dem Experience Center, am LVD-Hauptsitz im belgischen Gullegem statt. „Bei Investitionsprojekten ist es bei uns eigentlich Standard, dass wir ‚im Finale' zu den verbliebenen Herstellern gehen, um uns anhand von Referenzprodukten vorführen zu lassen, was uns im Vorfeld versprochen wurde. Bei diesen Versuchsreihen muss mit unserem Material gearbeitet werden und wir kontrollieren dann wirklich mit Winkelmesser und Stoppuhr, ob die Biegewinkel passen bzw. ob die vorgegebenen Biegezeiten und -qualitäten eingehalten wurden“, betont Helmut Liendl, dass für Doka nur die beste technische Lösung gut genug ist.

Den Blechverarbeitungsmaschinenhersteller LVD kannte er zuvor nur von diversen Fachmessen, insbesondere auch von der Schachermayer Hausmesse. „Vor allem die Abkantpressen sind uns immer wieder aufgefallen“, gibt der Produktionstechniker Auskunft. Trotzdem war die PPEB mit 170 Tonnen Presskraft und mit bis zu drei Meter Abkantlänge aus der Easy-Form®-Serie die „erste Belgierin“, die in der Doka-Zentrale in Amstetten Einzug hielt. Eine gute Wahl, wie sich sehr schnell herausstellen sollte, denn das gesamte Team der Metallproduktefertigung zeigt sich äußerst zufrieden damit: „Bei der alten Maschine hatten wir einen Hinteranschlag, bei dem die Anschlagfinger noch manuell einzustellen waren. Jetzt haben wir einen 5-Achs-Hinteranschag, der alle Stückerl spielt und vollautomatisch in jene Position verfährt, die vorab offline für bestmögliche Biegeergebnisse programmiert wurde. Die Biegewinkelkontrolle scheint mittlerweile überhaupt unverzichtbar: Wenn diese in ganz seltenen Ausnahmenfällen bei zu kurzen Schenkeln auslässt, gibt es gleich einen Aufschrei von unseren Maschinenbedienern – so als ob ein händisches Nachmessen und Korrigieren nicht einmal mehr denkbar wäre. Und die 19“ Touch-B-Steuerung kommt ebenfalls extrem gut an bei den Mitarbeitern, nicht zuletzt deshalb, weil am Panel sehr anschaulich grafisch dargestellt wird, wie das zu bearbeitende Werkstück einzulegen bzw. richtig zu positionieren ist“, zählt er die größten Pluspunkte der neuen Abkantpresse auf. Dazu gesellt sich als weiterer Vorteil die „Industrie 4.0-Readiness“ der Cadman-Job-Software. Zurzeit ist die Easy-Form® zwar noch nicht ans ERP-System von Doka angebunden, aber man arbeite daran. Endziel sei eine papierlose Fertigung mit durchgängigen, transparenten Prozessen von der Auftragsannahme und -bearbeitung bis hin zum Warenausgang. „Die Anlagen sollen automatisch ans Warenwirtschaftssystem melden, wenn ein Auftrag erfüllt wurde und das georderte Beschlags- oder Anschweißteil für den Nachfolgearbeitsplatz zur Verfügung steht“, beschreibt Helmut Liendl ein mögliches Zukunftsszenario.

Überzeugende Biegeergebnisse: Bei den ersten Versuchsreihen auf einer LVD-Abkantpresse wurde von den Doka-Mitarbeitern mit Winkelmesser und Stoppuhr kontrolliert, ob die Biegewinkel passen und die versprochenen Biegezeiten eingehalten werden.

Überzeugende Biegeergebnisse: Bei den ersten Versuchsreihen auf einer LVD-Abkantpresse wurde von den Doka-Mitarbeitern mit Winkelmesser und Stoppuhr kontrolliert, ob die Biegewinkel passen und die versprochenen Biegezeiten eingehalten werden.

Cadman-B im Dauereinsatz

Momentan wird bei der Doka „nur“ die Cadman-B-Software von LVD genutzt – das aber dafür sehr intensiv sowie an zweierlei Stellen: in der Fertigung und in der Forschungs- und Entwicklungs-Abteilung. Schließlich hatte es einen guten Grund, dass sich ein R&D-Mitarbeiter zu der dreitägigen Cadman-Schulung hinzugesellte, die eigens für die Amstettner bei der Firma Schachermayer in Linz abgehalten wurde. „Früher wurde von der R&D-Abteilung bei neuen Teilen oftmals ein Prototypen-Auftrag ausgeschrieben, der von uns zu fertigen war“, erinnert sich Helmut Liendl. Jetzt wird vermehrt simuliert statt probehalber produziert. Cadman-B macht es möglich. Denn diese Software bietet eine Simulationsumgebung, die den vollständigen Biegeprozess darstellt. „Man sieht den Maschinenkörper, alle Anschlagpositionen und Werkzeugaufbauten, Werkzeug- sowie Teilegeometrien und last but not least natürlich auch wo Kollisionen auftreten könnten“, beschreibt Schachermayer-Außendienstmitarbeiter Konrad Graf.

Und sollten trotz aller Maschinen- und Software-Intelligenz dennoch Fragen offen bleiben, ist der Linzer Großhandelspartner für holz- und metallverarbeitende Betriebe innerhalb kürzester Zeit per Telefon, Mail oder höchstpersönlich zur Stelle. So wurde beispielsweise vor kurzem erst ein Positionierproblem bei einem lediglich 230 x 214 mm großen Teil für einen Stützenkopf mit externer Unterstützung gelöst. In diesem Fall war es Robert Langthaler, der Produktverantwortliche für den Bereich Blechbearbeitungsmaschinen bei der Firma Schachermayer, der sofort aktiv wurde. „Er hat mir, nachdem ich ihn um Hilfe gebeten hatte, innerhalb von ich glaube nicht einmal zwei Stunden ein fertiges Programm geschickt. Die Zusammenarbeit funktioniert also bestens. Wenn wir selbst nicht mehr weiterwissen, erhalten wir umgehend eine entsprechende Auskunft“, lobt Helmut Liendl abschließend.

Filtern

Suchbegriff

Unterkategorie

Firmen

Inhaltstyp

Firmentyp

Land