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Wagner Stahl: Stahlhart nachhaltig
Ein Familienunternehmen mit Haltung: Ein Familienunternehmen mit Haltung: Wagner Stahl steht für höchste Qualität und Präzision in der Stahlverarbeitung. Gleichzeitig ist beim Lohnfertiger das Thema Nachhaltigkeit kein abgehobenes Ideal, sondern integraler Bestandteil der täglichen Praxis – ob im respektvollen Umgang mit den benötigten Ressourcen, in der Mitarbeiterführung oder beim wirtschaftlichen Handeln. Wagner Stahl verbindet dabei bewährte Traditionen mit modernen Ansätzen, um seinen ökologischen Fußabdruck zu minimieren und einen positiven Beitrag für kommende Generationen zu leisten.
Ökonomischer Erfolg durch aktive Zukunftsgestaltung: Geschäftsführerin Christine Wagner mit ihren Söhnen Philip und David. (Bilder: www.mecgreenie.at)
In Zeiten multipler Krisen – vom Klimawandel bis hin zu geopolitischen Spannungen – nimmt die Verantwortung von Unternehmen für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft eine immer zentralere Rolle ein. Auch wenn Wagner Stahl als KMU (noch) nicht zur Berichterstattung im Rahmen des EU Green Deal verpflichtet ist, geht das Familienunternehmen aus dem oberösterreichischen Pasching freiwillig und entschlossen einen Schritt voraus. „Wir möchten Teil der Lösung sein“, betont Geschäftsführerin Christine Wagner und meint das nicht als Marketingfloskel, sondern als gelebte Unternehmensethik: „Negative Auswirkungen vermeiden und das Positive verstärken – das ist unser Anspruch.“
Ökonomischer Erfolg durch aktive Zukunftsgestaltung: Geschäftsführerin Christine Wagner mit ihren Söhnen Philip und David. (Bilder: www.mecgreenie.at)
Nachhaltigkeit ist Strategie, kein Projekt
Die Nachhaltigkeitsstrategie von Wagner Stahl ruht auf vier zentralen Säulen, die sich wie ein roter Faden durch alle Unternehmensbereiche ziehen. Im ökologischen Bereich verfolgt das Unternehmen konsequent Maßnahmen zur Reduktion seines Ressourcenverbrauchs – etwa durch die Nutzung von Sonnenenergie mittels Photovoltaikanlagen, den vollständigen Umstieg auf LED-Beleuchtung sowie durch innovative Lösungen im Wasser- und Abfallmanagement. „Strom produzieren wir an Sonnentagen völlig autark – bei Engpässen springt unserer Stromlieferant mit 100 % öko-zertifiziertem Strom ein. So konnten wir 2024 mit selbst produzierten 495.000 kWh im Jahresschnitt 51 % unseres Strombedarfs decken“, macht Christine Wagner deutlich.
Darüber hinaus wird die Bodenentsiegelung der Freiflächen auf dem Firmengelände, überall wo es möglich ist, vorangetrieben. „Die ökologische Transformation unseres Arbeitsumfelds liegt uns besonders am Herzen. Hier wurden in den letzten Jahren viele Projekte ins Leben gerufen und umgesetzt. Die Entsiegelung der Parkplatzflächen, der Mitarbeiter-Pausengarten 'Garten für die Sinne', Hochbeete für selbstgezogenes Jausengemüse, eigene Bienenvölker sowie zuletzt eine 3,5 m hohe Klimawand, die über 120 m Lärmschutz bietet, CO₂-neutralisiert und biodivers bepflanzt ist“, zählt die Geschäftsführerin auf.
Zwei neue Brennschneidanlagen tragen dazu bei, den Sauerstoffverbrauch weiter zu senken und somit den ökologischen Fußabdruck zu minimieren. (Bild: Wagner Stahl)
CO2-Fußabdruck in der Praxis
Beim Wagner-Hauptprodukt Grobblech würde der Stahlverarbeiter gerne bereits Greensteel beziehen: „Dieser ist derzeit leider noch nicht verfügbar. Wir achten jedoch darauf, dass wir Bleche von Lieferanten beziehen, die schon jetzt nach der strengen Umweltnorm ISO14001 zertifiziert sind“, so Christine Wagner. Zudem setzen die Oberösterreicher auf einen sorgsamen Umgang mit den Ressourcen Druckluft, Gas, Sauerstoff und Wasser.
Um generell in Zukunft vergleichbare Daten der umweltrelevanten Auswirkungen des Betriebes zu haben, hat Wagner-Stahl eine CO2-Fußabdruck-Analyse auf Basis des „Greenhouse Gas Protocols“ erstellt. „Mit 67 % ist der größte Scope 1-Verursacher Sauerstoff, gefolgt von 13 % für Erdgas (Heizung) und 6% für Propangas. Aufgrund modernster Technologie werden unsere zwei neuen Brennschneidanlagen dazu beitragen, den Sauerstoffverbrauch weiter zu senken und somit unseren ökologischen Fußabdruck zu minimieren“, versichert DI David Wagner, verantwortlich für Automatisierung und Fertigung. Außerdem geht es aktuell im Bürogebäude daran, die Lüftungs- und Klimaanlage sowie die Heizung ressourcenschonend umzubauen. Eine weitere Maßnahme der Paschinger ist, dass sie für ihre Transporte (Scope 3), wann immer es möglich ist, bei den Logistikpartnern HVO-Diesel-Lkw präferieren.
Bei Wagner Stahl wurden in den letzten Jahren viele Projekte umgesetzt, unter anderem der Mitarbeiter-Pausengarten „Garten für die Sinne“.
Verantwortungsbewusster Umgang mit Geldmitteln
Wirtschaftlich setzt Wagner Stahl auf eine solide Eigenkapitalbasis von > 40 %, finanzielle Unabhängigkeit und vorausschauende Investitionen, die ausschließlich aus dem laufenden Cashflow getätigt werden. Die Modernisierung des Maschinenparks sowie die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung garantieren zukunftsorientiertes und wettbewerbsfähiges Arbeiten. Philip Wagner, zuständig für Controlling und Vertrieb, weiß: „Nachhaltiges Wirtschaften ist für uns der Schlüssel, um Herausforderungen zu meistern und gleichzeitig einen positiven Beitrag für die Zukunft zu leisten.“
Mitarbeiter können auf den Support eines Exoskeletts zurückgreifen, wenn sie schwere Lasten manipulieren müssen.
Mensch als wertvollste Ressource
Im sozialen Bereich zeigt sich das Unternehmen als verantwortungsvoller Arbeitgeber mit einem klaren Fokus auf faire Entlohnung, individuelle Arbeitszeitmodelle, ergonomische Arbeitsplatzausstattung und psychosoziale Gesundheitsförderung. Die vierte Säule, die Unternehmenskultur, steht für eine offene, partizipative und wertschätzende Kommunikationsweise. Mitarbeitende werden aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden, Ideen und Vorschläge finden Gehör – und das auf Augenhöhe.
Die Förderung von Vielfalt und Mitbestimmung ist dabei keine Pflicht, sondern gelebte Praxis. Bei stabilen rund 35 Mitarbeitenden arbeiten ca. zehn Nationen miteinander. „Nicht immer konfliktfrei, doch unsere offene Kommunikationskultur hilft dabei, tragbare Lösungen zu finden. In unserer klassisch männerdominierten Domäne sind Frauen immer willkommen und arbeiten bei uns auch in der Produktion Seite an Seite mit den Kollegen. Wir trachten danach, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für alle möglich und lebbar ist“, verdeutlicht Christine Wagner, der auch die Integration von Menschen mit besonderen Bedürfnissen besonders am Herzen liegt: „Wir sehen diese als Bereicherung unseres Miteinanders.“ Beleg für das soziale und ökologische Engagement von Wagner Stahl sind unter anderem zahlreiche Auszeichnungen wie etwa der Fritz Freyschlag-Preis, der Frauenförderpreis sowie das BGF-Gütesiegel für Betriebliche Gesundheitsförderung.
Eine Säule des Erfolges des Wagner-Teams: offene Kommunikation auf Augenhöhe und ein ehrliches Miteinander.
Die Lieferkette im Fokus
Bei der Erstellung der Nachhaltigkeitsstrategie war für Christine Wagner die Lieferkette ein sensibler Punkt: „Ich hatte ein wenig Bedenken, mich damit auseinanderzusetzen. Doch die Beschäftigung damit hat vieles ans Licht gebracht, das sehr wertvoll für unsere weitere Arbeit ist. Zudem war ich überrascht, dass fast alle unserer Lieferanten bereits ihre Hausaufgaben gemacht haben und wir so unsere Zulieferkette sehr gut dokumentieren können.“
Da die Grobblech-Zulieferer von Wagner Stahl ihre EPDs (Environmental Product Declaration) zur Verfügung stellen, können beispielsweise alle Phasen vom Abbau bis zur fertigen Bramme bzw. zum gelieferten Blech dokumentiert werden.
Nachhaltigkeit als Herzenssache
Die nächsten Schritte des oberösterreichischen Stahlverarbeiters sind ambitioniert: Verdoppelung der PV-Leistung, klimafitte Gebäudetechnik, Einführung eines neuen ERP-Systems und robotergestützte Unterstützung in der Produktion bis 2026. „Roboter sollen mit ihrer gleichförmigen Leistung unsere Belegschaft überall dort unterstützen, wo viel Gewicht im Spiel bzw. Körpereinsatz gefragt ist. Neben der körperlichen Schonung soll damit auch mehr Zeit im Bereich Qualitätskontrolle zur Verfügung stehen“, erwähnt David Wagner. Zudem arbeitet Wagner Stahl gemeinsam mit der JKU Linz, der Universität Innsbruck und weiteren Industriepartnern am FFG-Projekt „Empower“, in dem es um die leistungsfähige Verschränkung von menschlichen und maschinellen Fähigkeiten geht. „Dabei werden KI-Technologien in Industriemaschinen integriert und menschliche Kraft mit Exoskeletten verstärkt“, ergänzt er noch.
Wagner Stahl beweist damit, dass Nachhaltigkeit kein Widerspruch zur industriellen Stahlverarbeitung ist. Vielmehr zeigt das Unternehmen, wie sich Ökologie, Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit sinnvoll verzahnen lassen – mit Mut, Offenheit und dem festen Willen, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich zu wirken. Christine Wagner bringt es abschließend auf den Punkt: „Wir denken in Generationen. Deshalb setzen wir heute die Schritte für ein besseres Morgen.“
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