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Sprache als Hilfe fürs Schweißen und Mittel zur Inklusion

Schweißer im Einsatz und Menschen mit einer hohen Querschnittslähmung haben eines gemeinsam: ihnen fehlt die Möglichkeit, Geräte einfach mit der Hand zu steuern. Diese Gemeinsamkeit war der Ausgangspunkt für ein Kooperationsprojekt von Fronius, der Fachhochschule Oberösterreich (FH OÖ), Campus Hagenberg, und LIFEtool. Ihre Lösung: Schweißgeräte und Computer mittels Spracheingabe steuern.

Das Projektteam testete die Sprachsteuerung im Schweißbetrieb auf Herz und Nieren – der hohe Geräuschpegel während des Schweißens war hierbei eine der Herausforderungen.
(Bild: FH Oberösterreich)

Das Projektteam testete die Sprachsteuerung im Schweißbetrieb auf Herz und Nieren – der hohe Geräuschpegel während des Schweißens war hierbei eine der Herausforderungen. (Bild: FH Oberösterreich)

„Welding Interaction in Future Industry“, kurz „WIFI“ ist der Titel des Forschungsprojektes. Ziel war es, alternative Interaktionslösungen für den Bereich des industriellen Schweißens zu entwickeln. Diese Lösungen sollen nicht nur Schweißer unterstützen, sondern auch Menschen mit Kraftminderung beziehungsweise Lähmungen der Arme und Beine.

Der Schweißer benötigt beide Hände zur Brennerführung, sein Blick muss beim Lichtbogen bleiben und jede Bewegung der Finger kann eine Ungenauigkeit in der Naht verursachen. „Die Einstellung verschiedener Parameter wie Stromstärke oder Lichtbogenlänge ist bisher nicht gänzlich ohne Unterbrechung des Schweißvorgangs möglich. Eine alternative Eingabeform könnte dem Schweißer die Arbeit erheblich erleichtern“, stellt Helmut Friedl, Projektverantwortlicher bei Fronius International, die Ausgangslage dar.

Die Forschungspartner untersuchten unter anderem, ob Schweißer eine verbale Kommunikation mit ihrer Stromquelle akzeptieren und wie die Sprachbefehle beschaffen sein müssen.
(Bild: FH Oberösterreich)

Die Forschungspartner untersuchten unter anderem, ob Schweißer eine verbale Kommunikation mit ihrer Stromquelle akzeptieren und wie die Sprachbefehle beschaffen sein müssen. (Bild: FH Oberösterreich)

Sprache statt Hände

„Diese Funktionsbeeinträchtigung ist vergleichbar mit jener von Menschen, die zum Beispiel infolge eines Schlaganfalls oder Unfalls ihre Hände nur mehr eingeschränkt nutzen können oder querschnittgelähmt sind”, erklärt Mirjam Augstein, Forscherin am FH OÖ Campus Hagenberg. „Mit Hilfe der WIFI-Schnittstelle sind sie aber in der Lage, Computer beziehungsweise Stromquelle zu bedienen, ohne die Hände dafür einsetzen zu müssen“, so Augstein.

Die Steuerung funktioniert mit Hilfe von Sprachbefehlen. „Wir haben unter Einbindung beider Zielgruppen eine Sprachsteuerung entwickelt. Diese soll bei industriellen Schweißgeräten und als Ergänzung für die mundgesteuerte Computermaus von LIFEtool zum Einsatz kommen“, erklärt die Professorin am FH OÖ-Studiengang Kommunikation, Wissen, Medien. Damit kann der Schweißprozess effizient ablaufen und Menschen mit Beeinträchtigung der Zugang zu neuen Tätigkeitsfeldern eröffnet werden. Die Sprachsteuerung bietet Menschen mit Behinderung unter anderem die Möglichkeit, Computergames zu spielen und an E-Sport Events teilzuhaben.

Für die Steuerung von etwa Computerspielen kann die im WIFI Projekt entwickelte Sprachsteuerung die mundgesteuerte Computermaus IntegraMouse Plus von LIFEtool ergänzen.
(Bild: LIFEtool)

Für die Steuerung von etwa Computerspielen kann die im WIFI Projekt entwickelte Sprachsteuerung die mundgesteuerte Computermaus IntegraMouse Plus von LIFEtool ergänzen. (Bild: LIFEtool)

V.l.n.r.: Karl Kaser von LIFETool, Mirjam Augstein von FH OÖ, Sozialministerin Beate Hartinger-Klein und Helmut Friedl von Fronius International bei der WINTEC-Preisverleihung am 06.09.2018 in Wien. (Bild: Christopher Dunker/BKA)

V.l.n.r.: Karl Kaser von LIFETool, Mirjam Augstein von FH OÖ, Sozialministerin Beate Hartinger-Klein und Helmut Friedl von Fronius International bei der WINTEC-Preisverleihung am 06.09.2018 in Wien. (Bild: Christopher Dunker/BKA)

Preisgekrönte Kooperation

Karl Kaser, Forschungs- & Entwicklungsleiter bei LIFEtool, sieht in der Kooperation großes Potenzial: „Das WIFI-Projekt zeigt, dass die Industrie von unserer Erfahrung im Bereich der Assistierenden Technologien profitieren kann. Gleichzeitig könnten in Zukunft Lösungen und Hilfsmittel für Menschen mit Behinderung günstiger werden, wenn diese für die Industrie in hoher Stückzahl produziert werden.“ Auch die Jury des Wissenschaftspreises für Inklusion (WINTEC) war von den positiven Effekten des Kooperationsprojektes überzeugt. WIFI erhielt vom österreichischen Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz einen der drei WINTEC Preise 2018.

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