interview

Trumpf Track and Trace: Digitalisierung als große Chance

5G und künstliche Intelligenz – wo stehen wir heute und was kommt morgen? Heinz-Jürgen Prokop, Chief Executive Officer Machine Tools bei Trumpf, schildert im Interview, wie sich Blechfertiger auf die vernetzte Zukunft vorbereiten können.

Kosten- und Wettbewerbsdruck werden künftig innerhalb unserer Branche noch steigen, während Losgrößen und Lieferzeiten weiter sinken. Das macht den Teil der Fertigung immer bedeutsamer, den erst die Digitalisierung erfassbar macht. Deshalb ist es für Blechbearbeiter wichtig, Transparenz in die Vorgänge der Fertigung zu bringen und sich spätestens jetzt dem Thema Digitalisierung anzunehmen.

Dr.-Ing. Heinz-Jürgen Prokop, Chief Executive Officer Machine Tools bei Trumpf

Kosten- und Wettbewerbsdruck werden künftig innerhalb unserer Branche noch steigen, während Losgrößen und Lieferzeiten weiter sinken. Das macht den Teil der Fertigung immer bedeutsamer, den erst die Digitalisierung erfassbar macht. Deshalb ist es für Blechbearbeiter wichtig, Transparenz in die Vorgänge der Fertigung zu bringen und sich spätestens jetzt dem Thema Digitalisierung anzunehmen. Dr.-Ing. Heinz-Jürgen Prokop, Chief Executive Officer Machine Tools bei Trumpf

Einige Blechbetriebe arbeiten mit Maschinen, die zehn Jahre und älter sind. Ist die digitale Fertigung nicht ein bisschen weit weg vom typischen Blechkunden?

Prokop: Das ist nur scheinbar so. Die wahren Zeitfresser in der Fertigung lauern oft nicht in der mangelnden Leistungsfähigkeit der Maschine. Sie glauben gar nicht, wie häufig die Maschinen bei einigen Blechfertigern nicht ausgelastet sind, weil es zu Engpässen kommt. Wer die Produktivität seiner Fertigung erhöhen möchte, sollte deshalb neben die Maschine schauen: auf die Prozesse vor und nach dem eigentlichen Schneiden, Stanzen, Biegen und Schweißen. Die Digitalisierung bietet uns eine Reihe neuer Möglichkeiten, mit denen wir in der Fertigung unter Umständen bis zu 50 Prozent mehr Auslastung erreichen können. Um dieses Potenzial besser zu nutzen, benötigen Blechfertiger im ersten Schritt keine vollvernetzte Smart Factory.

Andreas Wohlfeld treibt die Entwicklung und Standardisierung von Schnittstellen mit dem Schwerpunkt OPC-UA für Industrie 4.0 bei der Trumpf Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG voran. Er vertritt Trumpf im Steering Committee des umati-Vorprojektes „Konnektivität für Industrie 4.0“ (KonI4.0) und leitet die umati-Modellierungsgruppe.

Andreas Wohlfeld treibt die Entwicklung und Standardisierung von Schnittstellen mit dem Schwerpunkt OPC-UA für Industrie 4.0 bei der Trumpf Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG voran. Er vertritt Trumpf im Steering Committee des umati-Vorprojektes „Konnektivität für Industrie 4.0“ (KonI4.0) und leitet die umati-Modellierungsgruppe.

Was dann?

Prokop: Blechbearbeiter können mit kleinen Schritten anfangen: Indem sie etwa mit unserem Ortungssystem Track and Trace durch ständiges Nachverfolgen der Aufträge mehr Ordnung in ihre Fertigung bringen, indem sie durch unsere Software TruTops Fab mehr Transparenz in die Produktion bringen und so die Auslastung ihrer Maschinen erhöhen, oder indem sie Ersatzteile schnell und bequem per App nachbestellen, anstatt ihre Bestellnummer händisch im Katalog nachzuschlagen. Das eigentlich Wichtige allerdings sind gar nicht so sehr die Einzellösungen. Vielmehr müssen wir verinnerlichen, dass vor und nach dem Bearbeitungsprozess die Erträge noch zu oft brach liegen. Diese vor- und nachgelagerten Prozesse zu erfassen ist gar nicht so einfach – denn im Gegensatz zur Maschine sind sie mit bloßem Auge nicht zu erkennen, sie sind ohne Digitalisierung kaum erfassbar.

Um das Potenzial der Digitalisierung besser zu nutzen, benötigen Blechfertiger im ersten Schritt keine vollvernetzte Smart Factory. Sie können mit kleinen Schritten anfangen, indem sie beispielsweise mit dem Ortungssystem Track and Trace durch ständiges Nachverfolgen der Aufträge mehr Ordnung in ihre Fertigung bringen.

Um das Potenzial der Digitalisierung besser zu nutzen, benötigen Blechfertiger im ersten Schritt keine vollvernetzte Smart Factory. Sie können mit kleinen Schritten anfangen, indem sie beispielsweise mit dem Ortungssystem Track and Trace durch ständiges Nachverfolgen der Aufträge mehr Ordnung in ihre Fertigung bringen.

Und was haben 5G, künstliche Intelligenz und Co. damit zu tun?

Prokop: Bereits heute haben diejenigen einen Wettbewerbsvorteil, die ihre Fertigung smart organisiert haben. Kosten- und Wettbewerbsdruck werden künftig innerhalb unserer Branche aber noch steigen, während Losgrößen und Lieferzeiten weiter sinken. Das macht den Teil der Fertigung immer bedeutsamer, den erst die Digitalisierung erfassbar macht. Deshalb ist es für Blechbearbeiter wichtig, Transparenz in die Vorgänge der Fertigung zu bringen und sich spätestens jetzt dem Thema Digitalisierung anzunehmen. Wir beraten unsere Kunden dabei gerne und können auch auf Wissen aus unseren eigenen Blechfertigungen zurückgreifen, die wir bereits vor einigen Jahren vernetzt haben. Damit wir jedoch auch in fünf Jahren noch innovative Lösungen garantieren können, beschäftigen wir uns heute schon intensiv mit 5G und künstlicher Intelligenz.

Ist das denn mehr als eine Wette auf die Zukunft?

Prokop: Ja, denn die Vorteile von 5G bei der Datenübertragung sind offensichtlich. Das neue Netz erweitert die Breitbandkapazität und das benötigen wir, um mehr und mehr Maschinen miteinander zu vernetzen. Es liegt also auf der Hand, dass 5G in einigen Jahren zum Alltag gehören wird. Bei künstlicher Intelligenz ist das ähnlich: Bei Trumpf nutzen wir sie bereits heute erfolgreich in verschiedenen Entwicklungsprojekten, etwa um die Arbeitsqualität von Maschinen abzusichern oder ihre Prozesse zu verbessern. Kurzum: Es geht nicht darum, ob wir am Spiel teilhaben wollen, sondern darum, wie wir es gewinnen können.

Welche Hürden sehen Sie auf dem Weg dorthin?

Prokop: Die Haltung gegenüber neuen Technologien bereitet mir zunehmend Sorge. Während wir über fehlende Investitionen in den Breitbandausbau diskutieren, investiert allein die Stadt Schanghai viele Milliarden Euro in künstliche Intelligenz. Anstatt über Zukunftschancen durch Digitalisierung zu sprechen, debattieren wir über drohenden Arbeitsplatzabbau. Als Technologieführer sollten wir bei der digitalen Vernetzung vorne mit dabei sein, sonst droht uns der weltweite Wettbewerb abzuhängen.

Wie sieht denn die Zukunft in fünf oder zehn Jahren aus?

Prokop: Einen Vorgeschmack darauf haben mehrere tausend Kunden bereits in unserer Smart Factory in Chicago erhalten. Ein Großteil der Lösungen dort ist bereits erhältlich. Andere entwickeln wir gerade zur Marktreife. Das wichtigste ist aber auch dort der erst durch die Digitalisierung erfassbare Teil der Fertigung. Die meisten Schritte vor und nach dem Schneiden, Biegen oder Schweißen laufen in Chicago dank Vernetzung automatisiert – und genau das wird künftig zur Selbstverständlichkeit. So wie es heute kaum mehr denkbar ist, einen Überweisungsauftrag zum Schalter auf der Bank zu bringen, werden uns in zehn Jahren viele Dinge in der Blechfertigung rückblickend umständlich und aus der Zeit gefallen erscheinen.

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Maschinen brauchen eine gemeinsame Sprache

Im Interview verrät uns Andreas Wohlfeld, Systemarchitekt bei Trumpf für die Entwicklung von Industrie 4.0-Schnittstellen, wie umati künftig für mehr Verständigung in der Produktion sorgt.

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Seit die Idee zu umati 2017 auf der EMO in Hannover geboren wurde, arbeiten Sie und Ihre Kollegen intensiv an der neuen Schnittstelle für die Werkzeugmaschinenbranche. Was versprechen Sie sich davon?

Wohlfeld: umati ist ein wichtiger Schritt hin zur autonomen Fabrik, denn ohne passende Schnittstellen ist die digitale Vernetzung von Maschinen verschiedener Hersteller nicht möglich. Für die Fabrik der Zukunft brauchen wir eine Standard-Schnittstelle – eine gemeinsame Sprache als Grundlage für die vernetzte Produktion.

Warum? Trumpf vernetzt doch heute schon Maschinen miteinander?

Wohlfeld: Das stimmt. Unsere Maschinen lassen sich heute schon vernetzen und senden Informationen in die Cloud. Knifflig wird es aber immer dann, wenn Anwender Anlagen unterschiedlicher Hersteller vernetzen möchten. Maschinen mit herstellerspezifischen Schnittstellen in IT-Systeme einzubinden ist aufwändig. Es kommt in der Praxis aber häufig vor, denn in kaum einer Produktionshalle stehen ausschließlich Maschinen eines Herstellers. Deswegen unterstützt Trumpf die VDW-Initiative, einen Standard für die Anbindung von Werkzeugmaschinen zu etablieren.

Wer profitiert von umati?

Wohlfeld: Neben unseren Kunden profitieren auch wir Hersteller. Für Trumpf reduzieren sich durch umati die Kosten und der Aufwand, wenn wir in einem Kundenprojekt neben unseren eigenen Anlagen auch Fremdmaschinen anbinden sollen. Viel wichtiger ist aber der Nutzen für den Kunden selbst. Er kann seinen Maschinenpark wesentlich einfacher vernetzen.

Ist es aufwändig, künftig alle Trumpf-Maschinen mit umati auszurüsten?

Wohlfeld: Wir setzen schon lange auf die OPC-UA-Technologie bei unseren Maschinenschnittstellen. Dieser offene Kommunikationsstandard hat sich in den letzten Jahren mehr und mehr durchgesetzt. OPC-UA legt fest, wie Maschinen miteinander sprechen. Auch umati basiert auf OPC-UA und definiert, welche Informationen die Maschinen austauschen. Wir müssen in Sachen Schnittstelle also nicht komplett umdenken, sondern bestehende und neue Signale im richtigen „Format“ an unseren Maschinen bereitstellen. Ein gewisser Aufwand entsteht natürlich, aber wir müssen technologisch nicht komplett umdenken.

Wie schnell wird sich die Standard-Schnittstelle umati durchsetzen?

Wohlfeld: Damit sich ein Standard durchsetzt, muss ein großer Teil der Hersteller darauf bauen. Hier sind wir auf einem guten Weg. Gemeinsam mit Trumpf engagieren sich viele namhafte Hersteller in der Initiative des VDW – alle wichtigen Steuerungshersteller sind bereits mit an Bord und neben europäischen Firmen sind auch große asiatische Unternehmen mit von der Partie. Wenn sie alle ihre Maschinen und Lösungen mit der Schnittstelle ausrüsten, haben wir unser Ziel erreicht. Darüber hinaus ist das Kommunikationsprotokoll OPC-UA, also die Basis von umati, auch international weit verbreitet. Deshalb sehe ich gute Chancen, dass umati sich auch außerhalb Deutschlands schnell durchsetzen wird.

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