Häufig unterschätzte Gefahr verblitzter Augen
Ein typischer Tag in der Werkstatt: Funken fliegen, Metall glüht, der Lichtbogen brennt gleißend. Plötzlich spürt man ein kurzes Stechen in den Augen und weicht zurück. Wenige Sekunden der Unachtsamkeit und schon ist es passiert – die enorme Intensität des grell leuchtenden Plasmas hat die Augen „verblitzt“.
Ein Moment der Unachtsamkeit und schon sind die Augen verblitzt.
„Ich rate, sofort einen Arzt zu konsultieren, denn mit verblitzten Augen darf man kein Risiko eingehen. Ich kenne Schweißer, die beim WIG-Schweißen kaum noch etwas sehen, weil sie sich jahrelang nicht ausreichend geschützt haben und auch nicht zum Arzt gegangen sind.“
Beim Schutzgas-Schweißen entsteht ein intensiver Lichtbogen. Hierbei wird zwischen der Schweißelektrode und dem Werkstück eine elektrische Spannung angelegt. Ist diese ausreichend hoch, ionisiert das aus dem Schweißbrenner strömende Schutzgas, wodurch ein leitfähiges Plasma entsteht. Dieses Plasma ermöglicht den Fluss elektrischen Stroms, der den Lichtbogen erzeugt. Die freigesetzte Strahlung ist äußerst energiereich und kann ungeschützte Augen schmerzhaft schädigen. Der medizinische Fachbegriff hierfür lautet Keratokonjunktivitis photoelectrica, im Fachjargon auch als verblitzte Augen bekannt. Es handelt sich dabei um eine akute Entzündung der Horn- und Bindehaut, verursacht durch intensive UV-Strahlung.
Tiefenwirkung von UV- und IR-Strahlung auf das menschliche Auge.
Woraus besteht ein Lichtbogen?
Das ionisierte Plasma enthält frei bewegliche negativ geladene Elektronen, positiv geladene Ionen und Photonen – das sind Lichtteilchen, die ein breites Spektrum von sichtbarem Licht bis hin zu ultravioletter (UV) und infraroter (IR) Strahlung freigeben. Zudem sind nicht ionisierte neutrale Gasatome und Metalldampf enthalten, wobei Letzterer verdampfte Partikel der Schweißelektrode und des Werkstücks umfasst. Die Lichtbogensäule erreicht Temperaturen zwischen 3.700 und 15.700 Grad Celsius (4.000 bis 16.000 Kelvin).
Fronius Vizor Crystal bietet Blendschutz ohne Verzögerung und einwandfreie Sicht auf die Schweißnaht.
Lichtarten und Risiko
Der Lichtbogen strömt verschiedene Arten von Strahlung aus, die jeweils unterschiedliche Risiken für die Gesundheit der Schweißfachkräfte darstellen. Dazu zählt unter anderem sichtbares Licht, das zu Blendung führen kann, was die Sicht der Schweißfachkräfte beeinträchtigt und die Arbeitssicherheit gefährdet. Die infrarote (IR) Strahlung kann tiefere Gewebeschichten erreichen und thermische Schäden hervorrufen. Sie wird oft als Wärme wahrgenommen und kann bei längerer Exposition zu Verbrennungen führen. Besonders gefährlich ist die ultraviolette (UV) Strahlung für Augen und Haut. Sie kann die Horn- und Bindehaut der Augen schädigen, was zur bereits erwähnten Keratokonjunktivitis photoelectrica (verblitzte Augen) führt. Auf der Haut kann sie zu Verbrennungen und langfristig zu Hautkrebs führen.
Tiefenwirkung von UV- und IR-Strahlung auf die Haut.
Was tun bei verblitzten Augen?
Franz Bichler, Schweißtrainer bei Fronius International, berichtet: „Früher habe ich mir immer wieder einmal die Augen verblitzt. Oft habe ich die Reflexion der Lichtbögen von naheliegenden Wänden unterschätzt, wenn ich mich in der unmittelbaren Umgebung von Schweißarbeiten aufgehalten habe.“ Viele Schweißer waschen sich die Augen mit steriler Kochsalzlösung aus und legen anschließend in kalte Milch getauchte Tücher auf. Mittlerweile weiß man jedoch, dass diese Art von Selbsthilfe absolut kontraproduktiv ist, da sie die Entzündungsgefahr zusätzlich erhöht. Durch das Verblitzen bilden sich nämlich kleine Narben, die sich leicht entzünden können.
„Ich rate, sofort einen Arzt zu konsultieren, denn mit verblitzten Augen darf man kein Risiko eingehen. Ich kenne Schweißer, die beim WIG-Schweißen kaum noch etwas sehen, weil sie sich jahrelang nicht ausreichend geschützt haben und auch nicht zum Arzt gegangen sind“, betont Bichler.
Franz Bichler, Schweißtrainer bei Fronius International, rät mit verblitzten Augen sofort einen Arzt zu konsultieren, um kein Risiko einzugehen.
Augenverletzungen in Deutschland und Österreich
Laut der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) gibt es jährlich etwa 300.000 Augenverletzungen in Deutschland, von denen fünf Prozent schwerwiegende Auswirkungen haben. Dazu zählen dauerhafte Sehbeeinträchtigungen, chronische Schmerzen und in extremen Fällen sogar Erblindung.
Auch in Österreich sind Augenverletzungen durch Schweißarbeiten ein ernstes Problem. Laut der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) gab es im Jahr 2023 insgesamt 129.866 Arbeitsunfälle, von denen ein erheblicher Teil auf Augenverletzungen zurückzuführen ist. Die AUVA betont, dass viele dieser Verletzungen durch den Einsatz geeigneter Schutzmaßnahmen vermeidbar wären.
Ärztliche Empfehlungen
Mit verblitzten Augen ist nicht zu spaßen. Schnelle, professionelle Hilfe ist gefragt, und die kann nur ein Augenarzt bieten. Deshalb betonen Ärzte eindringlich, wie wichtig es ist, Verblitzungen sofort zu behandeln. „Um langfristige Schäden zu vermeiden, müssen die Symptome ernst genommen und rasch medizinisch versorgt werden. Wenn sie fachkundig behandelt werden, heilen die Verletzungen binnen 24 bis 48 Stunden ab“, erklärt Dr.in Diana Pöppl von der österreichischen Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt. Typische Symptome für verblitzte Augen sind Rötung, Tränenfluss, ein Fremdkörpergefühl und Lichtempfindlichkeit. „Als erste Maßnahme sollten Kontaktlinsen entfernt und die Augen geschlossen gehalten werden, ohne mit den Fingern zu reiben, da dies die Entzündung verschlimmern kann“, rät sie und fährt fort: „Zu den üblichen Behandlungen gehören antibiotische Augentropfen und entzündungshemmende Medikamente.“
Wiederholtes Verblitzen
Häufiges Verblitzen kann zu chronischen Entzündungen, dauerhaften Schäden an der Hornhaut und einer erhöhten Anfälligkeit für weitere Verletzungen führen. Es besteht die Gefahr eines Grauen Stars und im schlimmsten Fall sogar der Erblindung.
Schutzmaßnahmen
Um Unfälle zu vermeiden, sollten Schweißerinnen und Schweißer stets geeignete Helme mit UV-Filter tragen. Auch zertifizierte Schweißschutzwände sind wichtig, um alle Personen in der Nähe von Schweißarbeiten zu schützen. „Regelmäßige Pausen und Schulungen sind ebenfalls ratsam“, betont Dr.in Diana Pöppl.
Da Schweißhelme unerlässlich für die Sicherheit von Schweißfachkräften sind, lohnt es sich in Qualität und Zuverlässigkeit zu investieren. Fronius bietet dazu zum Beispiel den Helm Vizor 4000 Professional an, der einen perfekten Schutz gibt und alle Schweißaufgaben sicherer, effizienter und komfortabler macht. Auch der Fronius Vizor Crystal mit seiner einzigartigen Blendschutz-Technologie bietet kristallklare Sicht und optimalen Schutz.
Anerkennung als Berufskrankheit und Renten
In Deutschland werden Augenverletzungen durch UV-Strahlung, wie das Verblitzen der Augen, unter bestimmten Umständen als Berufskrankheit anerkannt. Dies erfolgt durch die Berufsgenossenschaften, die auch für die Rentenzahlungen bei dauerhaften Schäden zuständig sind. Genaue Zahlen zu Renten, die wegen verblitzter Augen gezahlt wurden, sind jedoch nicht öffentlich verfügbar.
In Österreich können Augenverletzungen durch Schweißarbeiten ebenfalls als Berufskrankheit anerkannt werden, sofern ein klarer Zusammenhang zwischen der beruflichen Tätigkeit und der Erkrankung nachgewiesen wird. Die AUVA ist für die Anerkennung und Entschädigung zuständig. Auch hier sind spezifische Zahlen zu Unfallrenten aufgrund verblitzter Augen nicht detailliert veröffentlicht.
Zusätzliche Gefahren für das Schweißpersonal
Die Gefahr, die vom Lichtbogen ausgeht, beschränkt sich nicht nur auf Verblitzen und Verbrennungen. Auch andere Faktoren müssen berücksichtigt werden. Zu berücksichtigen sind zum Beispiel die hohen Temperaturen des Lichtbogens, der Temperaturen von mehreren Tausend Grad Celsius erreichen und zu schweren Verbrennungen führen kann. Zudem sind elektrische Gefahren gegeben: Der hohe elektrische Strom, der den Lichtbogen erzeugt, kann bei direktem Kontakt lebensgefährlich sein. Zu beachten sind außerdem Schmelzspritzer: Durch die hohen Temperaturen können Metallspritzer entstehen, die ebenfalls Verbrennungen verursachen können.
Um sich vor all diesen Gefahren zu schützen, ist es unerlässlich, geeignete persönliche Schutzausrüstung (PSA) zu tragen.
Appell an Unternehmen
Die Sicherheit von Schweißfachkräften muss oberste Priorität haben. Unternehmen sind in der Pflicht, ihre Mitarbeiter umfassend zu schützen und ihnen die bestmögliche Schutzausrüstung bereitzustellen. Dies umfasst nicht nur hochwertige Schweißhelme und Schutzwände, sondern auch regelmäßige Schulungen und Pausen, um die Gesundheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu gewährleisten. Fronius unterstützt metallverarbeitende Unternehmen mit einem umfangreichen PSA-Sortiment, das höchsten Sicherheitsstandards entspricht und den Arbeitsalltag der Schweißfachkräfte sicherer macht.
Produkt im Bericht
Fronius Vizor Crystal
Der Vizor Crystal verfügt über eine spezielle Blendschutztechnologie, deren Farbwahrnehmung im Hellzustand dem Blick durch das klare Fensterglas schon sehr nahekommt. Im Dunkelzustand sehen Sie das Schweißbad detailgetreu und kontrastreich.
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