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200 neue Jobs dank Roboter

Gedia Polen setzt auf Roboter und braucht Manpower: Ohne rund 200 neue Mitarbeiter würde die „Just in time“-Produktion im Montagewerk in Nowa Sól/Polen nicht funktionieren – gerade weil dort 57 Fanuc Roboter die Schweißaufgaben übernehmen. Produziert werden in diesem Werk größere Karosserie-Module für unterschiedliche Automobilhersteller. Autor: Bernhard Foitzik / Freier Fachredakteur

Durch den Einsatz von Robotern wurden 200 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Durch den Einsatz von Robotern wurden 200 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Infos zum Anwender

Gedia entwickelt und produziert Karosseriepressteile und Schweißbaugruppen für die Automobilindustrie. Weltweit beschäftigt Gedia mehr als 3.300 Mitarbeiter. Neben zahlreichen Produktionsstandorten bestehen langjährige Kooperationen mit den USA, Mexico und China. In der strategischen Technologieentwicklung ist Gedia an verschiedenen F&E Unternehmen beteiligt.

www.gedia.com

Nach Maßstäben der „Roboter-Geschichte“ reicht die Erfahrung mit Schweißrobotern bei Gedia schon lange zurück. Schon 1994 nahm das Unternehmen am Stammsitz in Attendorn eine erste automatisierte Schweißzelle in Betrieb. Die 2008 gegründete Gedia Poland Assembly ist eines der jüngsten Tochterunternehmen des Automobilzulieferers, der 2015 mit mehr als 3.300 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 480 Mio. Euro erzielte. Das Unternehmen hat weltweit acht Produktionsstätten und ist Joint Ventures und Kooperationen in den USA, Mexiko und China eingegangen.

Fanuc Roboter für den Schweißprozess einzusetzen, fiel schon in der Planungsphase des Werkes. Zum einen war es eine Folge der bisherigen positiven Erfahrungen, zum anderen der Anspruch auf einem stabil hohen Niveau Qualitätsteile zu produzieren. 57 Fanuc Roboter sind in Nowa Sól eingesetzt. Andrzej Marcinek, Präsident und Board Member von Gedia Poland Assembly: „Das war eine strategische Entscheidung, weil wir hohe Ziele haben und wir einfach ‚Roboterqualität‘ liefern wollen.“ Außerdem habe eine Rolle gespielt, dass Fanuc weltweit mit seiner ganzen Roboterpalette präsent sei. Ebenso sei man beeindruckt gewesen von den einfachen, zuverlässigen und gut erprobten Lösungen. Zudem gebe es eine Vielzahl an bedienerfreundlichen Software-Modulen. Der technische Support und die vielfältigen Trainingsmöglichkeiten hätten mit zu der Entscheidung beigetragen.

Roboter wie der ARC Mate 100iC sind mit Lichtbogenschweißen beschäftigt.

Roboter wie der ARC Mate 100iC sind mit Lichtbogenschweißen beschäftigt.

Vollautomatisierter Schweißprozess

Im Alltag sind 60 % der Roboter für Punktschweiß-Aufgaben eingesetzt. Bei diesen Robotern handelt es sich überwiegend um R-1000iA, deren schlanke Bauweise gerade bei engen Platzverhältnissen gefragt ist und die aufgrund ihrer Dynamik die Taktzeiten niedrig halten. Die anderen Roboter teilen sich Aufgaben wie Lichtbogenschweißen oder Teilehandling. Und die Resultate sprechen für sich, wie Andrzej Marcinek bestätigt: „Mit dem vollautomatisierte Schweißprozess haben wir eine größere Flexibilität, auf wechselnde Kundenwünsche und weitere Anforderungen einzugehen. Außerdem sind wir in der Lage, unterschiedliche Teile auf einer Anlage zu produzieren. Und nicht zu vergessen: Wir haben 200 neue Arbeitsplätze geschaffen.“

200 Arbeitsplätze geschaffen

Wie geht das denn? Roboter schweißen und schaffen Arbeitsplätze? „Das ist definitiv so“, erklärt Pawel Cieślak, Leiter der Instandhaltung im polnischen Gedia-Werk. „Mit diesen neuen Mitarbeitern können wir beispielsweise komplexere Projekte als bisher angehen. Wir werden durch diese Möglichkeiten attraktiv für neue Aufgaben, beispielsweise wenn wir über ‚just in time‘-Produktion sprechen.“ Abgesehen von neuen Jobs: Welche Auswirkungen haben die Roboter auf die vorhandenen Arbeitsplätze? Cieślak: „Roboter eröffnen neue Karrierechancen für jene, die entweder aus Altersgründen oder wegen der körperlichen hohen Anforderungen bestimmten Aufgaben nicht mehr gewachsen sind.“

Zu bedenken sei auch, dass die Höhe der Investitionen und die Profitabilität nicht ausschließlich durch Lohnkosten bestimmt werden. Kostenfaktoren sind die Logistik, Platzbedarf, Ausschuss und durch manuelle Handhabung verursachte Schäden. Das spare man durch die Automatisierung ein, die dann menschliche Kapazitäten für Qualitätsprüfung, Ausarbeitung neuer Projekte oder andere kreative Arbeiten schaffe. Andrzej Marcinek betont: „Ich bin überzeugt davon, dass ‚human capital‘ ein unschätzbarer Wert für ein Unternehmen darstellt und keinesfalls aufgegeben werden darf. Automatisierte Prozesse erlauben es uns, Geld für andere kostenverursachende Bereiche einzusparen.“

Im Alltag werden 60 % der Roboter für Punktschweiß-Aufgaben eingesetzt.

Im Alltag werden 60 % der Roboter für Punktschweiß-Aufgaben eingesetzt.

Unter den 57 Fanuc-Roboter bei Gedia sind auch zwei R-2000iB im Einsatz.

Unter den 57 Fanuc-Roboter bei Gedia sind auch zwei R-2000iB im Einsatz.

Die nächste Generation kommt bestimmt

Dass die Investition in Robotertechnik richtig war, steht für Marcinek überhaupt nicht zur Debatte: „Roboterautomation ist eine strategische Entscheidung auf der Basis langfristiger Überlegungen und Kalkulationen. Wäre die Investition unprofitabel, hätten wir das sicher nicht gemacht.“ Von daher ist die nächste Automationsstufe ein konsequenter Schritt. Geplant sind derzeit zwei weitere Produktionslinien mit fünf Robotern und eine kleinere Anlage mit drei Robotern. An diesen Linien sollen Prozesse wie Nieten, Kleben und Laserschweißen automatisiert werden. „In der Automobilindustrie können wir bei solchen Prozessen auf Automation nicht verzichten.“ Weiter steigende Qualitätsansprüche, steigende Stückzahlen und die technologische Entwicklung der Prozesse schließen Handarbeit aus, insbesondere beim Lasereinsatz.

Selbstverständlich habe nicht jedes Unternehmen die Möglichkeit, immer mit den neuesten Technologien zu arbeiten oder zu automatisieren. Der Gedia-Chef in Polen sieht aber auch, dass Unternehmen versuchen, ihre Investmentkosten dadurch zu reduzieren, indem sie einen Prozess zunächst manuell gestalten und erst später automatisieren: „Wir glauben, dass das nur den Aufwand und die Kosten verdoppelt.“ Ganz nebenbei könne eine weniger gute Qualität, wie man sie mit automatisierten Prozessen erzielen könne, zu schlimmen Konsequenzen für ein Unternehmen führen.

Ob Unternehmen ohne Roboterautomatisierung denn wettbewerbsfähig bleiben können? Andrzej Marcinek: „Die Frage lässt sich nicht zweifelsfrei beantworten. Das Produkt bestimmt schließlich den entsprechenden Fertigungsprozess. Auch in der Automobilindustrie lassen sich manuelle Arbeitsplätze nicht vollständig eliminieren.“ Und er begründet dies damit, dass in manchen Prozessen die menschlichen Fähigkeiten einfach nicht zu ersetzen sind. Sein Rat: „Um wettbewerbsfähig zu sein, gilt es, die richtige Balance zwischen ‚automatisch‘ und ‚manuell‘ zu finden.“

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