interview

Meister der Robotik

Yaskawa rückt nicht den Roboter sondern den Prozess selbst in den Mittelpunkt: Yaskawa ist mit weltweit 250.000 installierten Robotern einer der größten Hersteller von Industrierobotern. Um diese Position auch am europäischen Markt weiter zu stärken, investierte man rund 12,5 Mio. Euro in den Bau der neuen Europa-Zentrale in Allershausen bei München, die im Oktober 2012 feierlich eingeweiht wurde. Vom neuen Kompetenz-Zentrum profitieren selbstverständlich auch die beiden Vertriebsverantwortlichen in Österreich, Sepp Hautzinger und Johann Bauer, die zur Eröffnung des neuen Gebäudes ihr eigenes zehnjähriges Jubiläum der österreichischen Niederlassung feiern konnten. Dies nahmen wir zum Anlass, um mit den beiden zurückzublicken, aber auch Aktuelles über das Unternehmen und Neuheiten aus der Robotik zu erfahren sowie einen Blick in die Zukunft zu wagen.

Motoman heißt seit 2010 Yaskawa. Was waren die Gründe der Umfirmierung?

Im Jahr 2010 fusionierte die Motoman robotec GmbH mit der Yaskawa Electric Europe GmbH. Die daraus entstandene Yaskawa Europe GmbH unterteilt sich nun in die Robotics Division sowie die Drives & Motion Division. Der Zusammenschluss des Antriebstechnikherstellers und des Roboterspezialisten, die bereits zuvor schon zur selben Firmengruppe gehörten, ist Bestandteil der neuen Marktstrategie von Yaskawa für die Automations-Welt. Neben einer ganzheitlicheren Kundenbetreuung sollen mit der Fusion weitere Synergien erzeugt und das Angebot unter einer einzigen Marke zusammengefasst werden. Seit der weiteren Integration der Firma VIPA im November 2012 in die Yaskawa Europe GmbH, setzt YASKAWA ihren Plan um, ihr Produktportfolio hin zu einem „Total Solution Provider“ zu komplettieren.

In Österreich ist es so geregelt, dass die Robotik direkt von Yaskawa mit uns beiden als Ansprechpartner vertrieben wird. Produkte der Antriebstechnik sind über die Firma Spörk erhältlich. Das Ziel bei Yaskawa bleibt jedoch stets das gleiche: unseren Kunden zu einem langfristigen Wettbewerbsvorteil zu verhelfen. Die „Blauen“ werden stets die „Blauen“ bleiben.

Im Zuge dieser neuen Marktstrategie hat man auch die neue Europa-Zentrale errichtet. Was ist das Besondere am neuen Kompetenz-Zentrum?

Rund 12,5 Mio. Euro hat Yaskawa in unser „Schaufenster für Europa“ in Allershausen investiert. Vor allem zentrale Funktionen, wie ein umfassender Kunden-Support, Forschung & Entwicklung, kundenspezifische Systemanpassungen und Logistik, werden mit dem Neubau gestärkt.

Herzstück des neuen Gebäudes ist ein repräsentativer Showroom. Besucher aus ganz Europa können dort branchenspezifische Robotik-Lösungen von Yaskawa in Aktion erleben. So decken beispielsweise fünf verschiedene Roboter in einer Zelle eine komplette Verpackungslinie ab – vom Picking über das Packing bis zum Palletizing (PPP). Auch zum Thema Roboterschweißanlagen, unsere Kernkompetenz, stellt Yaskawa im Showroom eine besonders leistungsfähige Lösung vor.

In den Entwicklungs- und Versuchsabteilungen entwickeln Ingenieure und Techniker Lösungen und Systeme speziell für den anspruchsvollen und differenzierten europäischen Markt. So werden die in Japan gefertigten „Roh-Roboter“ beispielsweise anwendungsspezifisch individualisiert oder zu umfassenden Multi-Robot-Zellen kombiniert. Darüber hinaus werden in Allershausen kundenspezifische Versuche durchgeführt, damit Anlagenbauer, Endkunden und Systempartner für jede Anwendung die exakt richtige Robotik-Lösung finden.

Am 1. Oktober 2002 starteten Sie ihre Roboteraktivitäten in Österreich. Wie lautet ihr Resümee nach den ersten zehn Jahren?

Vor zehn Jahren kannte in Österreich kaum jemand die Robotermarke Motoman und es gab nur wenige Referenzanlagen. Natürlich hatten wir gute Voraussetzungen. Die Kombination von seriöser und kompetenter Beratung mit dem weltweit größten Roboterhersteller im Rücken, gab uns die Zuversicht, dass wir es, gekoppelt mit Ehrgeiz und Einsatz, schaffen werden, Motoman in Österreich erfolgreich zu positionieren.

Und das haben wir. Gegenwärtig sind in Österreich über 700 Roboter von Yaskawa im Einsatz. Bei namhaften Referenzen wie beispielsweise Liebherr, Magna, Umdasch/Doka, Rosenbauer, Palfinger, Trumpf oder KTM (WP) verrichten sie ihre täglichen Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit.

Die äußere Gestaltung der neuen Europa-Zentrale folgt dem Hauptsitz der Yaskawa Robotics Division in Japan.

Die äußere Gestaltung der neuen Europa-Zentrale folgt dem Hauptsitz der Yaskawa Robotics Division in Japan.

In welchen Anwendungsbereichen sind Yaskawa-Roboter besonders stark?

Yaskawa produziert jährlich rund 25.000 Industrieroboter für vielfältige Branchen und Anwendungen. Dabei reicht das umfangreiche Sortiment von 4- bis 15-achsigen Industrierobotern mit 1 bis 800 kg Traglast. Neben applikationsangepassten Varianten wie Schweiß-, Palettier-, Verpackungs-, Lackier-, Schleif- und Handlingsrobotern können wir damit auch Modelle für Reinraumapplikationen sowie schlüsselfertige automatisierte Schweißsysteme realisieren.

Den Namen Motoman verbindet man zunächst mit automatisiertem Schweißen – hier können wir auch auf eine 30-jährige Erfahrung zurückgreifen. In der Zwischenzeit gibt es jedoch durch eine umfangreiche Erweiterung des Roboterprogramms auch im Bereich Handling und PPP (Anm.: Picking – Packing – Palletizing) zahlreiche Referenzen in anderen Applikationsbereichen. Somit können wir als Komplettanbieter der Robotertechnik auch für gesamte Fertigungslinien, beispielsweise in der Lebensmittelindustrie oder im medizintechnischen Bereich, die entsprechenden Roboter anbieten.

Besucher aus ganz Europa können im Showroom branchenspezifische Robotik-Lösungen von Yaskawa in Aktion erleben.

Besucher aus ganz Europa können im Showroom branchenspezifische Robotik-Lösungen von Yaskawa in Aktion erleben.

Wo betreuen Sie die Endkunden selbst und wann nützen Sie das Know-how von Systempartnern?

Bei Schweißlösungen arbeiten wir direkt mit dem Endkunden zusammen. In allen anderen Anwendungsbereichen nützen wir das prozesstechnische Know-how von spezialisierten Systemintegratoren, die geografisch ideal in der Nähe des Endkunden liegen. Diese Strategie möchten wir unbedingt beibehalten. Wir legen großen Wert darauf, korrekt mit unseren Partnern umzugehen und sie bestmöglich zu unterstützen, sodass letztendlich für den Kunden eine optimale Automatisierungslösung „herausspringt“.

Benötigt ein Endkunde bzw. Systemintegrator weitere Hilfestellungen, haben wir die Möglichkeit, auf das hauseigene Know-how unserer Entwicklungs- und Versuchsabteilung in Allershausen zurückzugreifen. Speziell auf einzelne Prozesse ausgebildete Teams von Applikationsingenieuren können hierbei schnell auf Problemstellungen oder Änderungs- bzw. Verbesserungsvorschläge der Kunden reagieren. Zudem herrscht ein reger Austausch mit der Forschungs- und Entwicklungsabteilung in Japan.

Immer mit dem Endziel, die für den Kunden ideale Automatisierungslösung zu finden. Nicht der Roboter steht im Mittelpunkt sondern der Prozess selbst. Wir als Roboterhersteller müssen uns die Frage stellen: Wie können die einzelnen Prozesse gestaltet werden, dass die eingesetzten Roboter das bestmögliche Ergebnis erzielen? Dafür werden in unseren Versuchs- und Vorführräumen zu Beginn eines Projektes gemeinsam mit dem Endkunden bzw. Systempartner zahlreiche Test- und Versuchsreihen durchgeführt, in denen wichtige Parameter wie beispielsweise Taktzeiten ermittelt werden. Egal ob beim Schweißen, Schleifen, Picking, Palettieren etc. Wir verkaufen nicht nur den „nackten“ Roboter, sondern bieten dem Kunden eine individuelle und prozessspezifische Automatisierungslösung.

Wie realisieren Sie Schulungen Ihrer Kunden?

In den neuen Schulungsräumlichkeiten in Allershausen werden auf 15 Robotern prozessspezifische Schulungen zum Thema Handling oder Schweißen abgehalten. Zudem werden dort auch weiterführende Kurse in der Schweißtechnik wie beispielsweise die Lichtbogensensorik durchgeführt. Zusätzlich nutzen wir die 60 Schulungsroboter der Niederlassung in Frankfurt für Spezialschulungen jeglicher Form. Ergänzt wird unsere Schulungstätigkeit noch mit dem WIFI Linz, wo wir Grundkurse anbieten.

Betreuen Sie Ihre Kunden auch mit eigenen Servicetechnikern aus Österreich?

Derzeit sind in Österreich drei Servicemitarbeiter im Einsatz, um unseren Kunden schnellstmöglich Unterstützung und die nötige Hilfestellung zu garantieren. Zusätzlich ist in Allershausen eine kostenlose Service-Hotline eingerichtet. Dort können Wartungs- bzw. Reparaturtermine vereinbart oder Problemstellungen am Telefon gelöst werden. Den Spezialisten an der Hotline stehen im neuen Kompetenzzentrum alle Roboter- bzw. Steuerungsgenerationen der letzten 15 Jahre zur Verfügung. Somit kann ein Yaskawa-Kunde darauf vertrauen, dass er auch bei in die Jahre gekommenen Anlagen besten Support erhält. Wichtig ist uns, dass der Kunde bei Problemen nicht im Stich gelassen wird. Die Produktion des Kunden muss gesichert sein.

Auch Ersatzteilbestellungen können hier abgewickelt werden. Die Ersatzteilversorgung erfolgt über ein das umfangreiche Lager in Allershausen bei München – für österreichische Kunden aufgrund der Nähe und Anbindung ein idealer Standort. Wobei man erwähnen muss, dass der Ersatzteilbedarf bei unseren Robotern sehr niedrig ist. Yaskawa-Roboter sind als überaus wartungsarm bekannt.

Können Sie uns ein paar Highlights Ihres Sortiments nennen?

Ein Highlight beim automatisierten Schweißen ist das Jigless-Schweißen. Darunter verstehen wir im Gegensatz zu anderen Roboterherstellern nicht vorrichtungsarm sondern vorrichtungslos zu schweißen. Voraussetzung dafür ist der Einsatz unserer patentierten Multi-Robot-Steuerungstechnologie, mit der wir bis zu 72 Achsen oder 8 Roboter vollsynchron koordinieren können. Bei diesem Ansatz haben wir mit unseren Lösungen eindeutig die Nase vorne. Darüber hinaus haben wir mittlerweile auch für das Schweißen einen 7-Achs-Roboter entwickelt, der dadurch weitere Vorteile in Sachen Beweglichkeit bringt.

In einem gemeinsamen Projekt mit Fronius entwickelten wir eine Schnittstelle namens Weldcom, mit der wir mit unserem Roboterbediengerät die Schweißstromquelle direkt ansteuern und bedienen können. Daraus ergibt sich eine enorme Arbeitserleichterung für den Anwender.

Auch für den Bereich PPP haben wir unser Produktsortiment umfangreich erweitert, sodass wir auch beim Handling durchgängige Roboter für Fertigungslinien anbieten können. Speziell für Handhabungsanwendungen wurde die neueste, sehr kompakte Steuerungsgeneration FS100 entwickelt. Echtzeit-Verarbeitung von Sensor-Signalen, Reaktionen auf Kamerainformationen (3D-Erkennung) und andere Hochgeschwindigkeitsanwendungen werden damit ermöglicht. Modern ist auch das offene Konzept der Steuerung, also die Möglichkeit des Anwenders von außen per PC oder SPS auf Schnittstellen und Bewegung des Roboters zuzugreifen. Die schmale und kompakte Bauform benötigt wenig Stellfläche und spart somit kostbaren Produktionsplatz ein.

Das ist nur ein kleiner Auszug unserer Highlights. Yaskawa ist aus Tradition ein Unternehmen, das die Entwicklung in der Robotik stets vorantreibt und die Richtung vorgibt. Immer mit dem vorrangigen Ziel, die Bedienbarkeit für den Anwender so einfach wie möglich zu machen.

Welche Chancen sehen Sie für die Robotik in der Zukunft?

Neben den Tätigkeitsfeldern in der Industrie werden Roboter in Zukunft auch Arbeiten übernehmen, die man heutzutage noch nicht für möglich hält, beispielsweise im Dienstleitungs- und Servicebereich. Da die Schnittstelle Mensch-Maschine in den nächsten Jahren noch viel sicherer wird, werden Roboter mehr und mehr im Gesundheitswesen Einzug finden. Hilfsdienste in Krankenhäusern oder Alten- und Pflegeheimen sind durchaus realistisch. Durch die schwindende Angst vor der Zusammenarbeit mit Robotern wird auch der Gebrauch in der häuslichen Umgebung zukünftig zum Alltag gehören.

Wer hätte vor Jahren gedacht, dass Roboter einmal das Handeln von Blutkonserven oder das Melken von Kühen übernehmen. Dies sind Projekte, die wir von Yaskawa aktuell in die Praxis umgesetzt haben.

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