anwenderreportage

Bihler WERP: Digitalisierter, transparenter Werkzeugbau bei Wörgartner

Eine selbst entwickelte Softwarelösung sorgt bei Werkzeugbau Wörgartner für eine perfekte Durchgängigkeit von der Konstruktion bis zum fertigen Werkzeug. Die Experten aus Oberndorf in Tirol profitieren so von kürzeren Durchlaufzeiten, kostengünstigeren Prozessen und noch höherer Qualität ihrer Werkzeuglösungen.

Visualisieren von Konstruktionen.

Visualisieren von Konstruktionen.

Peter Wörgartner
Geschäftsführer, Werkzeugbau Wörgartner GmbH.

„Mit der WERP-Softwarelösung ist es wie mit einer Seilsicherung am Grat. Ohne sie geht es auch, aber mit ihr kommt man viel schneller und sicherer ans Ziel.“

Umrahmt von den steilen Zinnen des Wilden Kaisers, dem wuchtigen Kitzbüheler Horn und dem Hahnenkamm mit der legendären „Streif“ liegt Oberndorf in Tirol. Hier auf knapp 700 m Höhe schlägt das Herz der Werkzeugbau Wörgartner GmbH. Gegründet hat das Tiroler Unternehmen Peter Wörgartner. Seit er 1985 einen Bremsbügel für Skibindungen auf einem Stanzbiegeautomat GRM 50 umsetzte, gilt seine Passion der Bihler-Stanzbiegetechnik und den dafür eingesetzten Werkzeuglösungen. Und dass diese Leidenschaft im ganzen Team von Wörgartner gelebt wird, sieht man dem Unternehmen an, das zudem Premium-Werkzeugpartner von Bihler ist.

Peter Wörgartner, Gründer und Geschäftsführer der Werkzeugbau Wörgartner GmbH: Seine Passion gilt der Bihler-Stanzbiegetechnik und den dafür eingesetzten Werkzeuglösungen.

Peter Wörgartner, Gründer und Geschäftsführer der Werkzeugbau Wörgartner GmbH: Seine Passion gilt der Bihler-Stanzbiegetechnik und den dafür eingesetzten Werkzeuglösungen.

Josef Edenhauser
IT-Spezialist und Softwareentwickler, Werkzeugbau Wörgartner GmbH.

„Seit der Einführung der WERP-Software sind alle Dateien versioniert und streng dem jeweiligen Fertigungsauftrag zugewiesen.“

Eigene Softwarelösung WERP

„In den letzten Jahren haben wir viel in moderne Automatisierung investiert“, berichtet Geschäftsführer Peter Wörgartner. „Um unseren Werkzeugbau von der ersten Anfrage bis zur Auslieferung noch effizienter und transparenter zu gestalten, stand vor fünf Jahren zudem die Überlegung im Raum, eine Teamcenter-Lösung einzusetzen. Diese Software war jedoch für unsere Zwecke überdimensioniert. Deshalb entschieden wir uns, eine eigene Lösung zu entwickeln.“

Diese Aufgabe wurde dem IT-Spezialisten Josef Edenhauser übertragen. Selbst gebürtiger Oberndorfer machte sich der damals 28-Jährige ans Werk. Nach drei Jahren Vorarbeit ist die Lösung seit 2014 fest im Unternehmen implementiert. Der Name der Software: WERP, was so viel bedeutet wie „Wörgartner Enterprise Ressource Planning“. „Mit der WERP-Softwarelösung ist es wie mit einer Seilsicherung am Grat. Ohne sie geht es auch, aber mit ihr kommt man viel schneller und sicherer ans Ziel“, sagt Peter Wörgartner und wirft dabei einen Blick aus dem Bürofenster hinüber zum Wilden Kaiser.

Barcodeleser zum Einstempeln und Scanen des Fertigungsauftrags.

Barcodeleser zum Einstempeln und Scanen des Fertigungsauftrags.

Infos zum Anwender

Die in Oberndorf bei Kitzbühel ansässige Werkzeugbau Wörgartner GmbH ist auf die Fertigung mit Bihler-Technologie spezialisiert. Zu den Kunden zählen namhafte Hersteller im Bereich Büromaschinen, Elektronikindustrie, Möbelindustrie und dem Automobilbereich. Zusammen mit der WP-Wörgartner Produktions-GmbH erwirtschaften rund 93 Mitarbeiter einen Jahresumsatz von EUR 15 Mio. Beide Firmen sind nach ISO 9001 und 14001 zertifiziert.

Bessere Erträge im Werkzeugbau

Mit seiner WERP-Softwarelösung hat Wörgartner ein Grundgerüst geschaffen, in das täglich Rückmeldungen aus den einzelnen Fertigungsprozessen einfließen. Diese werden umgehend geprüft und das System ist immer auf dem aktuellen Stand. „Unser gesetztes Ziel sind bessere Erträge im Werkzeugbau“, sagt Peter Wörgartner: „Denn das Ziel jedes Unternehmers muss es doch sein, am Ende mehr Geld zu erwirtschaften als in die Firma reinzustecken.“ Bisher hat man etwa eine Dreiviertelmillion Euro in das Projekt investiert. „Das hat sich längst ausgezahlt“, freut sich Peter Wörgartner.

Auch die Mitarbeiter profitieren. Bei Arbeitsbeginn greift sich jeder Mitarbeiter seinen Barcodeleser, stempelt mit ihm an seinem Arbeitsplatz ein, scant den Barcode auf seinem Fertigungsauftrag und erhält sofort den aktuellen Stand des zu bearbeitenden Auftrags sowie für jeden Arbeitsgang Vorschläge für die Reihenfolge der Fertigung. Dann zeichnet das System sowohl die Werkstückzeit auf der jeweiligen Maschine als auch die Mitarbeiterzeit auf den jeweiligen Auftrag auf. „Durch die Trennung von Maschinenzeit und Bedienzeit wird Subjektivität ausgeschaltet“, sagt Josef Edenhauser. „Die Idee zu mobilen, personifizierten Barcodelesern hatten wir übrigens von einer benachbarten Tischlerei, die damit seit einiger Zeit sehr gute Erfahrungen sammelte.“

Mitarbeiter können jederzeit Fertigungsinfos abrufen.

Mitarbeiter können jederzeit Fertigungsinfos abrufen.

Übersicht über aktuellen Projektstatus

Josef Edenhauser berichtet: „Die größte Fehlerquelle vor der Einführung der WERP-Software war die Verwendung falscher oder veralteter Daten. Diese wurden oft im Dateisystem abgelegt und es gab dafür nur unzureichende Regelungen hinsichtlich Speicherort und Namensgebung. Jetzt sind die Dateien versioniert und streng dem jeweiligen Fertigungsauftrag zugewiesen.“ So sind auf jedem Fertigungsauftrag die einzelnen Arbeitsgänge ersichtlich. Dadurch wird vermieden, dass ein Arbeitsgang wie beispielsweise „Härte messen“ vergessen wird. Durch den automatisierten Import von Daten werden außerdem Eingabefehler vermieden.

Ein entscheidender Vorteil der WERP-Lösung: Die Arbeitsvorbereitung hat zu jedem Zeitpunkt die Übersicht über den aktuellen Fertigungsfortschritt inklusive Kosten. Durch die Datenerfassung in Echtzeit über Barcodeleser können Unregelmäßigkeiten ohne Eskalation entdeckt und dadurch ein einstimmiger Fertigungsplan für die Feinplanung erstellt werden. Dieser berücksichtigt den tatsächlichen Materialverbrauch, IST-Termine und aktuelle Ausschussquoten. „In unserer Auftragsabwicklung hat die WERP heute eine zentrale Bedeutung für eine schnelle Reaktionsfähigkeit, Antwortzeit und Aussagefähigkeit zu Lieferterminen.“ Durch die Aufzeichnung und Dokumentierung der Bewegungen von Produkten und Teilen in der Fertigung entsteht zudem eine hohe Transparenz für Analysen und Verbesserungen.

Die Vorteile der neuen Software zeigten sich beispielsweise bei der erfolgreichen Realisierung von hoch komplexen Werkzeuglösungen auf zwei Bihler-Produktions- und Montagesystemen Typ BIMERIC BM 4500 und BM 3000. Peter Wörgartner: „Ich kann Ihnen zu jedem Teil der Werkzeuglösung sagen, von wem es wann und zu welchen Kosten gefertigt wurde.“

Geschäftsführer Peter Wörgartner (links) und Softwareentwickler Josef Edenhauser.

Geschäftsführer Peter Wörgartner (links) und Softwareentwickler Josef Edenhauser.

Betriebswirtschaftliche Vorteile

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ergeben sich mit der WERP-Softwarelösung weitere Vorteile. So wird regelmäßig sowohl das Verhältnis zwischen angebotenen und bestellten Artikeln als auch deren Deckungsbeitrag überprüft. Daten für Planung und Vorkalkulationen können direkt aus ähnlichen Projekten übernommen und angepasst werden. „Durch den Vergleich von Vor- und Nachkalkulationen überprüfen wir sowohl bei der Einzelteil- als auch bei der Werkzeugfertigung die angebotenen Fixpreise“, schildert Peter Wörgartner. „Das zeigt exakt unsere Konkurrenzfähigkeit und die Wirtschaftlichkeit unserer Fertigung auf. Bei Verfehlung der betriebswirtschaftlichen Ziele können wir flexibel früher und gezielter eingreifen, sogar während eines Projektes.“

Hochpräzise Werkzeugteile.

Hochpräzise Werkzeugteile.

Blick in die Zukunft

In Zukunft plant Wörgartner die papierlose Produktion einzuführen und doppelt so viele Daten an den Maschinen zu gewinnen wie heute. Das Ziel: Die Werkzeugfertigung am Stammsitz in Oberndorf und die Produktion am Standort in Fieberbrunn noch weiter zu optimieren und noch stärker zu vernetzen. „Von diesem kontinuierlichen Verbesserungsprozess profitieren dann auch unsere Kunden“, sagt Wörgartner. „Denn wenn die Qualität stimmt und die Liefertermine exakt eingehalten werden, sind die Kunden hoch zufrieden.“ Das sind doch exzellente Aussichten.

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